Lucina kam nach ihrem Rundgang bei Albus an und schwenkte glücklich ihre Rute hin und her. Ein Glück, dass sie nicht die Empfindlichkeit gegenüber Kälte von ihrem Vater geerbt hatte und stattdessen die warmhaltenden Eigenschaften des Felles ihrer Mutter. Sie stubste Albus kurz mit ihrer Naase an, bevor sie sich zu ihn legte und direkt anlehnte. bei den Temperaturen konnte es nie verkehrt sein, sich gegenseitig warm zu halten.

Sie hatte nur verschlafen, weswegen ihr Rundgang verspätet war. Unterwegs war alles ruhig. Lucina ließ sich von Albus gähnen anstecken und tat es ebenfalls ausgiebig.

Lucina schaute auf die junge Maus. Es schien als wäre sie grade auf Futter suche, was ein Zufall. "Hunger ist eine gute Idee", antwortete sie Albus und lächelte ihn an, auch wenn er nur sein Ohr auf sie gerichtet hatte.
Es würde dem Revier wahrscheinlich auch nicht Schaden wenn die beiden Wölfe für eine Kurze Zeit nicht anwesend wären. Die graue Wölfin richtete sich mit einem Strecken auf und ging schon die ersten Schritte. Sie dachte sich, das Albus bestimmt zuerst beim Hasenbau vorbei schauen wollte, also strebte sie dies auch als erstes Ziel an.

Leise durch den Schnee war gar nicht so einfach, wenn es unter den Pfoten leise raschelte und knackte. Lucina tat es Albus gleich, machte sich klein und begann zu schleichen. Sie hatte mit ihrem Fell einen Vorteil gegenüber dem Alpha, da dass grau mit der Umgebung gut verschmolz. Lucina schlich dem Dunklen nicht direkt hinterher. Sie machte einen großen Bogen um einen Möglichen Fluchtweg zu blockieren.

Der Plan ging auf. Lucina konnte genau hören, wie die Hasen in ihrem Bau umher trampelten. Sie drehte ein Ohr, als sie bemerkte, dass es noch einen anderen Ausgang gab, dennoch blieb sie ruhig vor ihrem auf der Lauer.
Ihre Geduld machte sich bezahlt. Grade als der Fette Hase aus dem Loch gesprungen kam, sprang Lu ihm entgegen und schnappte zu. Zwei Bissen hatte es gebraucht, dann war der Hase ruhig. Freudig, dass es geklappt hatte ging sie mit federnden Gang zu Albus und legte den Hasen vor ihn nieder.

Lucina musste leise Kichern, als sie sah wie Albus in den Schnee sprang. Als er sie angesehen hatte, hatte sie nicht gekichert sondern lieb gegrinst. Der Hase sah schön aus, den Albus gefangen hatte. Zumindest als das Schneeweiße Fell noch nicht vom Blut befleckt gewesen war. Sie bemerkte die fordernde Haltung von Albus und begann dann mit dem Zerlegen ihrer Beute.

Lucina fühlte sich in Albus gegenwart immer sicher. Auch wenn sie wusste, dass sie sich nicht nur auf seine Sicherheit verlassen durfte. Das hatte ihr Vater ihr immer wieder klar gemacht, bevor sie ihre Familie mit und für Albus verlassen hatte. Sie waren nicht im Bösen auseinander gegangen. Es war für Lucina an der Zeit für die nächsten Schritte in ihrem Leben. Die kleine Graue hatte sich schnell satt gegessen und von ihrem Hasen war mindestens noch was für die nächsten zwei Tage übrig.

Es setzte sich eine Schneeflocke auf Lucinas Nase, worauf die Graue die Nase rümpfte und anschließend ein kurzes helles niesen von sich gab. Sie vergrub ihre Nase unter ihrer Pfote und schaute leicht beschämt zu Albus auf.

Fröhlich trabte ich weiter, merkte gar nicht, dass ich in ein Rudelrevier eingedrungen war. Die Gerüche anderer nahm ich gar nicht war, eher interessierte mich die hübsche Pflanze vor mir. Ackerwinde!, bellte ich glücklich. Die Stängel sind fest genug, um einen gebrochenen Knochen zu stabilisieren, mumelte ich, um mich selbst wieder daran zu erinnern.

Schon begann ich einige der Stängel abzuzupfen und sie anschließend sachte neben meine Pfoten zu legen. Doch ich pflückte nicht die ganze Ackerwinde. Einiges ließ ich noch wachsen und würde nur bei Gebrauch wiederkommen und mehr holen. Doch fürs erste war es mir wichtig, dass ich überhaupt etwas für meine Pflanzenreserve hatte.
Die gepflückte Ackerwinde nahm ich vorsichtig zwischen die Kiefer und trabte mit erhobenem Kopf weiter. Ein inneres Gefühl sagte mir, dass ich hier angekommen war. Dass dies nun mein Ziel war. Quatsch! Ich bin hier nur irgendwo im Wald. Und nur weil es hier eine Heilpflanze gibt, heißt es doch nicht, dass es gleich mein Zuhause ist!, dachte ich belustigt. Dennoch war meine Sehnsucht nach einem Zuhause ziemlich groß. Genauso wie der Wunsch nach Gesellschaft. Doch daran ließ sich wohl nichts ändern und so trottete ich weiter.
Lange dauerte es nicht, bis mich meine Pfoten bis zum Fuß eines Gebirges führten. Hier begannen die Berge. Bewundernd blickte ich hinauf zu den mächtigen Felsen, die in die Höhe ragten. Wow, nuschelte ich, woraufhin die Ackerwinde zwischen meinen Zähnen fast herausgefallen wäre. Doch im letzten Moment fing ich sie noch auf und ließ die Augen langsam an den Felswänden entlang wandern. Da blieb mein Blick an einer ganz besonderen Stelle hängen. Ein Eingang!, dachte ich freudig und stürmte geradewegs darauf zu. Der Höhleneingang war nicht sehr groß, doch es reichte, um mich hinein zu zwängen und schließlich in einem etwas größeren Höhlenraum stehen zu bleiben. Es war ziemlich finster, doch die Sonne draußen ließ die Höhle in glänzendes Licht erscheinen. Ich trottete in dem Raum umher, doch einen weiteren Weg konnte ich nicht finden. Die Höhle endete wenige Hirschsprünge mit einer eiskalten Wand. Mit meiner Pfote tastete ich den Boden. Trocken, bemerkte ich, woraufhin auch gleich meine Rute wedelte. Sachte legte ich die Ackerwinde ab. Perfekt, um Pflanzen zu lagern.

Entspannt trabte ich durch die Gegend, spürte die kühle Erde unter meinen Pfoten und genoss den frischen Wind, der ab und zu das Fell durcheinander wirbelte. Mit einem zufriedenen Lächeln wanderte mein Blick zum Himmel hinauf. Die Sonne schien schwach durch das Blätterdach der Bäume und leichter Schnee rieselte zu Boden. Ich schleckte mir über die Nase, als eine schöne Schneeflocke auf dieser landete. Was für ein schöner Tag. Und dennoch fühlte sich alles so leer an. Ohne Ziel und jegliche Artgenossen wanderte ich schon seit Monden über Wälder und Wiesen. Die Jüngste war ich sicher nicht mehr, weshalb auch das Jagen schwieriger wurdw. Und genau deshalb war es wichtig, Wölfe zu finden. Artgenossen, mit denen man reden und lachen konnte. Und vor allem überleben.
Meine Pfoten trugen mich bis zu einer Felswand. Das Gebirge nahm hier seinen Ursprung und zog sich weiter in den Norden. Hier war mein Weg fürs erste beendet, denn bei Schnee konnte ich sicher nicht über Felsen und Steine springen und klettern. So wanderte ich an der Wand entlang und schnupperte nach etwas Auffälligem.

Zufrieden ließ ich den Blick über die kalten Wände der Höhle streifen, als plötzlich ein leichter Windhauch hineinwehte. Die Ackerwinde wirbelte ein wenig herum, doch schnell fing ich sie mit meiner Pfote auf. Meine Augen waren auf den Höhleneingang gerichtet, ich witterte einen vertrauten Geruch. Es war keine Beute oder Pflanze. Ein Wolf, wurde mir wie auf einen Schlag bewusst. Schon lange hatte ich keinen Kontakt mehr zu Artgenossen gehabt, weshalb mir die Anwesenheit eines Anderen ein wohliges Gefühl bereitete. Ohne groß darüber nachzudenken, trat ich aus der Höhle hinaus und spürte gleichzeitig wie frisch es draußen doch gewesen war. Ich warf den Kopf von einer Seite zur anderen und entdeckte sogleich, woher der Geruch kam. Eine weiße Fähe (Honey) trottete an den Felswänden entlang und schnupperte eifrig. Sofort zauberte es mir ein Lächeln aufs Gesicht. Nach all den Monden war endlich wieder Chance auf Gesellschaft in Sicht. Na, hallo, begrüßte ich die Wölfin herzlichst, während meine Rute hin und her schwang.