Ich spürte die warmen Sonnenstrahlen auf meinem Fell. Es war still. Natürliche Ruhe des Waldes. Vogelgezwitscher. Blätterrascheln. Und der ein oder andere Vogel, der aus dem Gestrüpp in die Lüfte flog. Schön... Es war ein neuer Ort für mich. Wo bin ich hier? Trotz der Schönheit des Waldes, war es mir nicht geheuer. Ich bin weit gelaufen. Weg von den Menschen. Und hier gelandet. Ein fremder Ort, an dem ich vielleicht nichts zu suchen hatte. Andere Wölfe konnte ich jedenfalls nicht riechen. Hier war schon lange niemand mehr.
Ich spürte, dass ich immer müder wurde. Schließlich ließ ich mich auf den Boden fallen, schaute mich noch einmal um und schloss die Augen. Durch die Blätter, der Bäume, konnte ich dennoch die Sonnenstrahlen spüren. Ein leichter Windhauch strich über mein Fell. Ich genoss es und dachte an ein Leben. Ein Leben, das ganz anders war, als dieses. Ein Leben in einem Rudel. Nein, Yalan! Das ist falsch. Lass die Vergangenheit hinter dir. DAS ist dein jetziges Leben. Wer braucht schon andere Wölfe. Um die man sich auch noch kümmern muss. Ich schmunzelte. Ja, das ist lächerlich. Ich lauschte und dachte über gar nichts mehr nach, bis ich schließlich einschlief.

Yalan... Schlagartig öffnete ich die Augen. Hier ist jemand! Schon stand ich auf allen Vieren und schaute mich knurrend um. Mein Herz pochte so laut, dass ich dachte, man könnte es sogar am Bach hören.
Ich schaute konzentriert in den Wald hinein. Es war bewölkt, sodass der Wald in völliger Dunkelheit lag, dennoch hatte ich nicht den Anschein, dass sich jemand dort versteckte. Yalan... Ich drehte mich abrupt um. Es war, als würde mir jemand ins Ohr flüstern. Wenn jemand hier sein sollte, müsste dieser nah sein. Sehr nah. Aber man konnte nicht einmal die Richtung, aus der die Stimme kam, ausfindig machen. Sie war wie ein Nebel, der mich umzingelte. Die Überzeugung, dass niemand hier ist, verschwand. Sie wollen mich in die Irre führen! Vorsichtig tappte ich tiefer in den Wald hinein und umkreiste meinen vorherigen Schlafplatz.
Die Dunkelheit, die in diesem Wald herrschte, wirkte immer sehr beruhigend auf mich, aber nun hat es einen düsteren Unterton. Es war, als wollte der Wald etwas vor mir verstecken. Vielleicht denjenigen, dem diese Stimme gehört? Es war sehr still. Wenn sich jetzt jemand wegbewegen würde, könnte man es ohne Zweifel hören. Hier bin ich... Ich erschrak. Ich hielt den Atem an und blieb stehen. Was...ist das? Die Stimme war mir so vertraut, aber ich konnte sie nicht zuordnen. Ich starrte in den Wald hinein und ertappte mich dabei, wie ich darauf wartete, dass die Stimme wieder einen Ton von sich gab.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Das ist mir noch nie passiert. Ich wusste immer genau, was mein nächster Schritt ist. Aber mein Kopf war wie leer gefegt, die Stimme hat mich gefesselt.
Da meldete sich mein innerer Fluchtinstinkt, der sonst immer verborgen blieb. Ich lief. Wusste nicht wohin. Hauptsache weg.
Yalan...hier bin ich. Komm zu mir... Ich lief schneller, als könnte mich die Stimme irgendwann nicht mehr einholen. Yalan...du bist nicht schuld...Yalan... Aber je weiter ich weg lief, desto lauter wurde die Stimme. Yalan...Schwester... Ich blieb abrupt stehen. Bruder..., flüsterte ich. Plötzlich erschienen die Bilder in meinem Kopf. Rüde. Eisblaue Augen. Wie er freudig auf mich zuläuft.
Ich lächelte.
Schwester! Erlon, er ist hier! Ich schreckte zusammen und meine Nackenhaare stellten sich auf. Ich legte mich auf dem Boden und hoffte, die Erinnerung erscheint nicht in meinem Kopf. Vergeblich.
Erlon, der auf meinen Bruder zustürmt. Sein Blick. Seine Mordlust. HÖR AUF! HÖR AUF!...LASS MICH, GEH WEG, bitte..., winselte ich.
Blut. Erlons toter Körper. Daneben der meines Bruders.
Ich wälzte mich hin und her und hoffte, dass es bald aufhört.
Schwester...du bist nicht schuld...er war... Die Stimme meines Bruders verschwand. Ich blieb angespannt liegen und lauschte. Ich hörte ein dumpfes Knurren, dass immer lauter wurde. Du hast mich umgebracht, Liebes. Du warst es...
Erlon, er ist hier..., wiederholte ich die Worte meines Bruders flüsternd. Du bist ein Monster! Du gehörst nirgendswo hin.
Ich stand auf und knurrte laut. Ich wusste nicht, was ich anknurren sollte, da mein Feind nicht hier war. DU HAST MEINEN BRUDER GETÖTET!
Und du einen Rudelgefährten. Ich hörte ein hämisches Lachen. Ich habe nichts Boshaftiges getan. Ich habe unser Rudel vor einem Eindringling beschützt. Du jedoch hast einen Gefährten getötet. Du Monster!
Nein!, bellte ich. Ich muss hier weg! Es war kein Ort mehr, an dem ich bleiben konnte. Ich lief einfach. Irgendwohin. Hauptsache weg.
Zu meiner Überraschung war die Stimme schließlich verschwunden. Ich konnte nicht anders, als daran zu denken, was gerade passiert war. Erlon...Ich würde ihn nochmal töten... YALAN! Der Gedanke ließ mich aufschrecken. Was stimmt nicht mit mir? Warum denke ich so etwas. Ich wollte nie mehr töten. Aber innerlich wusste ich, dass meine aggressive Ader noch in mir steckte. Ich konnte sie nicht verdrängen. Ich werde das Verspreche niemals einhalten können. Mein Körper wurde schwer vor Erschöpfung. Verzweifelt grub ich ein kleines Loch in die Erde, legte mich hin und vergrub meine Schnauze darin.
Hol mich doch, Schicksal..., flüsterte ich und schloss erschöpft die Augen.

Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich wieder die Augen öffnete, war es stockdunkel. Und es lag nicht an den Bäumen, die alles in den Schatten legten, sondern an der Nacht, die inzwischen eingetreten war.
Ich lauschte und hörte nichts als die idyllische Stille. Ich spürte einen kälteren Windhauch auf meinem Fell. Schmunzelt genoss ich es, als mir jedoch auf einen Schlag klar wurde, dass ich noch irgendwo in einem fremden Wald liege. Es war leicht mich jetzt anzugreifen.
Ich lauschte wieder. Nichts...man hört nichts. Dieser Ort ist ungewöhnlich still. Kein Rascheln der Blätter. Trotz des leichten Windes. Kein Vogel. Mir fiel nicht auf, dass der Windhauch mittlerweile zu einer stärkeren Windböe geworden war.
Viel zu spät kam mir dies in den Sinn, denn auf einmal krachte es über mir. Ruckartig war ich auf allen Vieren. Was war das? Ich blickte um mich. Nichts. Stille. Nur der starke Wind. Doch dann, fiel es mir auf...

Meine Augen weiteten sich. Was passiert hier?! Keiner der Bäume schwang im Rhythmus des Windes. Ganz im Gegenteil, sie standen starr, genauso wie ihre Blätter. Ich merkte, wie der Wind stärker wurde. Es ist Tag! Aber, es war doch gerade noch dunkel. Verwirrt blickte ich in den Himmel. Das ist jetzt egal. Ich muss hier weg! Ich war kurz davor loszusprinten, als plötzlich ein lautes Donnern den ganzen Himmel erbeben ließ. Ich blieb stehen. Lauf schon! Los! LAUF! Aber ich konnte nicht. Meine Pfoten wurden schwer, als würden sie im Laub versinken. Plötzlich sah ich nur noch ein helles Licht vor mir. Und kurz darauf Feuer!
Ich lief. Oder eher gesagt, ich hatte es versucht, denn als ich auf meine Pfoten schaute, stand ich plötzlich im Wasser. Es war schmutzig und dickflüssig, was mich daran hinderte wegzulaufen. Ich schaute wieder nach vorne. Das Feuer breitete sich unglaublich schnell aus und ließ alles in loderndes Licht untertauchen. Ich spürte, wie mir die Hitze zu schaffen machte. Der Wind wurde stärker. Die Elemente der Natur haben sich gegen mich verschworen. Ich bin verloren... Ich versuchte panisch aus dem grün-bräunlich schimmerndem Sumpf zu entkommen und scheiterte. Doch es machte mich wütend. Wütend, weil ich wusste, dass ich verloren war. Dabei fasste ich Mut. So leicht gebe ich nicht auf! Ich bellte laut. HILFE! ICH BRAUCHE HILFE! FEUER! FEUER! Ich lauschte. Nichts, als das Knistern des Feuers. GEISTER DES WALDES. IHR KÖNNT MICH HÖREN! RETTET MICH! Bitte... Doch es geschah nichts. Das Feuer glühte vor mir und ich sank tiefer in den abscheulichen Sumpf.
Doch auf einmal merkte ich, dass mit den Flammen etwas nicht stimmte. Sie waren direkt vor mir, doch hielten an. Als hätte eine Wand sie aufgehalten. Angestrengt starrte ich auf das Feuer. Kam es wirklich nicht näher? Ich blickte nach hinten. Kein Feuer. Nur vor mir, als wollte das Feuer nur zu mir und mich sprechen. Mein Gedanke wurde wahr, denn leise, aber ohne Zweifel, hörte ich eine tiefe, dumpfe Stimme. Yalaaan
Hallo? Rief ich zurück, aber es kam nur ein Flüstern heraus. Meine Schnauze war wie ausgetrocknet.
Yalan...ich werde dir wehtun..., meinte die Stimme nun etwas lauter.
Bitte? Ich hoffe doch mal, du willst mir helfen. Ich stecke fest und... Ich wurde auf einmal unterbrochen. ICH WERDE DIR WEHTUN, SOWIE DU MIR! Ich glaubte, ein Räuspern wahrgenommen zu haben.
Yalan...du bist verloren. Du kommst hier nicht mehr raus. Ich befreie dich von deinem Leid. Die Stimme wurde sanfter. Ich antwortete nicht. Das ist irgendein Verrückter, er kann mir nicht helfen. Ich werde mich schon selbst befreien. Ich versuchte weiterhin, mich aus diesem Tümpel zu befreien, doch ich war schon unbemerkt bis zum Hals eingesunken. Ich spürte wie ich immer schwächer Luft bekam.
Ich schaute zum Feuer hinauf. Plötzlich erkannte ich ihn. Im Feuer. Es war ein Wolf. Ich erkannte die Umrisse immer deutlicher. Es war Erlon. Er ist hier. Ich starrte ihn an. Ich nahm auf seinem Gesicht ein Grinsen war.
Überrascht? Meinte er deutlicher sprechend, als wäre er direkt vor mir. Er IST direkt vor mir!
Du wirst sterben. Qualvoller als ich. Er grinste mich höhnisch an. Seine Augen funkelten, ganz besessen davon. Ganz besessen, jemanden zu töten.
In mir brodelte es, die Wut brach in mir aus, aber auch Furcht. Du wirst mich nicht töten. Nicht DU! Ein anderes Schicksal wurde für mich bestimmt. Ich habe kein Unrecht getan! Und doch wusste ich, ich habe Unrecht getan. Doch die Wut besiegte meinen Verstand. Ich dachte nicht nach, was ich tat. Ich redete einfach drauf los. Du hast meinen Bruder getötet! Ein Teil meines ersten Rudels! Ich habe dir das angetan, was du ihm angetan hast. Verdient hast du es. Verdient! Hörst du! Erlon grinste nur und hörte gespannt zu. Ich hätte dir nie vertrauen dürfen. NIE! Du bist ein Monster! Ein heimtückisches Monster! Dein Tod war verdient! Ich schnappte nach Luft, es viel mir immer schwerer. Mein Herz schlug schneller und ich spürte wie viel Wut sich in mir sammelte. So eine Wut, dass ich den Wunsch hatte, Erlon noch einmal zu töten... YALAN! Dieser Gedanke machte mir plötzlich Angst. Ich werde niemanden töten... Erlon ergriff das Wort.
Du wirst sterben. Verstehst du es nicht?...Ach, Yalan, du bist so wunderschön... Er sagte es mit so einer Sanftheit, dass mir warm ums Herz wurde. Ich erwischte mich, wie ich an den liebenswürdigen Erlon dachte und vertrieb diese Gedanken schnell wieder.
Aber, was ist das denn? Ich sah, wie er mir irritiert und bemitleidend ins Gesicht schaute. Wer hat dir das angetan? Er grinste. Ach, war das etwa ich? Das tut mir aber leid. Muss wohl schwer sein, mit nur einem Augen. Es wäre nie passiert, wenn du nicht zu einem MONSTER GEWORDEN WÄRST! Wir hätten ein schönes Leben führen können, DU MONSTER! Aber du wolltest MICH TOT SEHEN. Dein fehlendes Auge hast DU verdient! Ich knurrte ihn voller Inbrunst an. Dein jämmerlicher Bruder...dafür hast du dein Auge riskiert. Für ihn. Erlon warf seinen Kopf in den Nacken und lachte laut auf. Ruckartig schaute er mich wieder an. Höhnisch grinsend. Ich versuchte zu bellen. Aber es schnürte mir die Kehle zu. DER SUMPF! Ich bekam keine Luft, ich versank. Ich sah nur noch Erlon als Feuergestalt vor mir. Daraufhin ertönte ein Lachen. MONSTER, STIRB! Und ich sah nichts als Schwärze.

Ruckartig wurde ich hellwach. Mein Herz schlug rasend schnell, ich rang nach Luft. Es dauerte einen Moment bis ich zu mir kam. Es war Tag. Schwache Sonnenstrahlen schienen durch die herunterhängenden Äste. Erleichtert schnaubte ich, als ich bemerkte, dass es nur ein Albtraum war. Ein schlimmer Albtraum. Ich machte mich auf dem Weg.
Ich dachte an meinen Albtraum. Ich winselte. Es fühlte sich unglaublich realistisch an. Die Hitze...wie mir die Luft zugeschnürt wurde. Ein Albtraum.
Warum diese Träume? Ich hatte sie sonst nie. Es musste daran liegen, dass dieser Ort für mich noch fremd war und ich mich vielleicht erst gewöhnen musste. Ich dachte noch lange über meinen Traum nach, mir lief ein Schauer über den Rücken. Auf einmal wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich ein unangenehmes Magengrummeln spürte. Zeit zu jagen!

(Eine waaahnsinnig tolle Traumszene!)

Vorsichtig beobachtete er die Wölfin Yalan.
Zögernd und unsicher trat der junge Rüde aus dem Gestrüpp hervor. Unscheinbar, fast wie ein Geist erschien er hier in diesem Teil des Waldes. Seoul senkte seine Ohren müde und wusste nichts mit sich anzufangen. Er ließ den Kopf hängen und machte einen Buckel, beobachtete Yalan aber immer noch aufmerksam. Wer sie wohl war und woher sie kam? Interessiert schnüffelte er ein wenig... bevor er ein paar zarte Schritte in ihre Richtung tat.

(Oh, dankeschön^^ Und toll, dass hier im RPG doch noch was los ist, ich dachte schon, es wäre völlig ausgestorben x3)

Ich erhob mich und schnupperte, in der Hoffnung ein Kaninchen wahrnehmen zu können. Nichts. Jedoch stieß mir plötzlich ein ganz anderer Geruch in die Nase. Ein Wolf! Schlagartig drehte ich mich um. Mein Blick fing einen hellgrauen-schwarzen Rüden auf, der sich mir vorsichtig näherte.
Sofort war ich auf alles vorbereitet. Ich zog die Lefzen hoch und knurrte. Es machte nicht den Anschein, dass der schlanke Rüde beabsichtigte mich anzugreifen, dennoch wollte ich, dass er sich von mir fern hält.
Selbstbewusst und angriffsbereit stand ich da und hoffte, dass nicht noch mehr Wölfe in der Nähe waren. Doch bisher konnte ich keine weiteren Artgenossen wittern.
Halt Abstand...nicht, dass dir noch etwas zu stößt..., knurrte ich gefährlich, während sich mein Nackenhaar sträubte.
Ich spürte wieder ein Magengrummeln, was ich jedoch angestrengt ignorierte.
Dem Rüden tief in die Augen blickend, hoffte ich, dass er mich nicht angreifen würde...

Torkelnd kam ich in den Südwäldern, sofort wurde ich von fremden Gerüchen umringt. Entschlossen folgte ich der Spur.Hallo? Wo seid ihr denn?, rief ich und lauschte, ob jemand antworten würde.

Ein neuer Geruch stieß mir in die Nase, gefolgt von einem energischen Rufen. Noch mehr von ihnen... Nun machte sich Sorge in mir breit und meine Beine fingen an zu zittern. So viele Wölfe auf einem Fleck konnte nur Böses bedeuten. Ich wandte mich von dem weißen Rüden (Seoul) vor mir ab, mein Blick machte einen recht dürren Rüden aus. Auf seine Frage antwortete ich nicht, beobachtete den Wolf jedoch präzise.

Keine Antwort war zu hören, also hüpfte ich weiter durch den Wald, als mein Blick zufälligerweise zwei Wölfe einfing. Lauthals lachend sprintete ich auf die Artgenossen zu und umkreiste sie jeweils, während ich sie ausgiebig musterte. Oh, ein athletischer Wolf. Schön, schön. Ich trabte freudig zur Fähe. Interessant. Schön, schön. Doch, dein Auge, sagte ich mit einer leichten Irritation. Dein Auge ist ja weiß! So etwas hatte ich noch nie gesehen, es war wie ein Wunder! Bewundert setzte ich mich direkt vor die Wölfin und starrte ihr eines Auge an.

Auf einmal schnellte der dürre Rüde in unsere Richtung. Erschrocken darüber stockte mir der Atmen. Er lachte, wodurch sich Verwirrung in mir breit machte. Was war denn so lustig? Der Wolf umkreiste erst den weißen Wolf (Seoul) vor mir, bis er sich mir zuwandte und dasselbe bei mir tat.
Laut knurrend versuchte ich dem Wolf klar zu machen, Abstand zu halten. Ich war kur davor auf ihn loszugehen, als er wieder das Wort ergriff und setzte sich vor mich hin.
Blind! Mein linkes Auge ist blind! Törrichter Junghund!, gab ich bissig von mir, in der Hoffnung, er würde mehr Abstand halten.

Blind...Interessant... Immer noch starrte ich ihr Auge an und merkte, wie sie mich energisch anknurrte, worauf ich jedoch keine Acht nahm. Und wie ist das passiert?, fragte ich neugierig und legte den Kopf schief. Ich grinste nicht mehr, war jedoch gespannt auf die Geschichte des Blinden Auges. Schlagartig kam mir im nächsten Moment etwas in den Sinn, ich schüttelte mich kurz und fing an. Wo sind denn meine Manieren? Ich bin Deli. Finden tust du mich an meinem Munterfelsen...nur eben nicht jetzt...stehe schließlich vor dir! Ich musste anfangen zu lachen und rollte mich vor der Wölfin auf den Boden. Abrupt hörte ich im nächsten Moment auf und lag auf dem Rücken, zu der Fähe aufblickend. Und du bist?, fragte ich grinsend, während meine lange Zunge fast bis zum Boden hing.

Immer noch heftig knurrend blickte ich dem Rüden (Deli) scharf in die Augen. Wie das passiert ist, muss dich keinesfalls interessieren! Gedankenversunken erinnerte ich mich an Erlon. Wie er mit seiner scharfen Kralle mein Auge traf, bevor er schließlich todbiss. Schmerzerfüllt...Wütend...und doch so verzweifelt stand ich vor den beiden Leichen. Kurz setzte ich einen besorgten Blick auf. Der Wolf (Deli) fing wieder an zu reden. Deli...werd' ich mir merken... Auf einmal rollte er sich auf den Boden, was mich verblüfft aufgucken ließ. Ich warf dem großen, weißen Rüden (Seoul) einen verwirrten Blick zu, bis ich mich jedoch wieder an den verrückten Artgenossen auf dem Boden wendete. Niemand. Niemand, dessen Namen du erfahren solltest, meinte ich mit kalter Stimme und zog erneut die Lefzen hoch, gefolgt von einem leichten Knurren. Geh', mickriger Streuner! Sonst passiert dir etwas, das wir beide bereuen würden..., drohte ich. Er ist verrückt! Vollkommen verrückt! Merkt er denn nicht, dass mir sein plötzliches Verhalten gar nicht passt? Innerlich war ich verzweifelt. Mein größter Wunsch war im Moment, diesen durchgedrehten Wolf loszuwerden, doch was würde passieren, wenn ich es nicht schaffen würde? Aufgeben tu ich sicher nicht! Ich versuchte mir meine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen, bäumte mich bewusst auf und schaute wütend auf den Wolf unter mir.

Seoul beobachtete das Treiben der Fähe und des Rüden aufmerksam.
Völlig verunsichert senkte er seinen Kopf unter seine Schultern und legte die Ohren defensiv an. Er verstand überhaupt nicht was zwischen den anderen beiden passierte. Er leckte sich nervös die Nase. Er kläffte als Symbol, dass die beiden aufhören sollten. Er ging wenige Schritte zurück, legte sich dann flach hin.

Die Fähe, die ihren Namen keinesfalls nennen wollte, knurrte mich ständig an. Du bist aber nicht sehr nett, ich setzte mich auf und legte meinen Kopf schief. Weißt du, du brauchst mir nicht zu drohen. Auf einmal meldete sich der weiße Rüde (Seoul) hinter uns. Ich wirbelte herum und schaute dem Wolf lächelnd in die Augen. Du bist aber groß! Obwohl er lag, wurde einem auf dem ersten Blick deutlich, dass er riesiger war als ich. Ich hörte ein Schlagen von Flügel, hoch oben in den Bäumen. Flatter, flatter, schöner Vogel. Flieg, wohin es dich führen tut, murmelte ich, abgelenkt und in die Höhe schauend. Der Vogel verschwand aus meiner Sicht, blitzartig blickte ich wieder zu dem Wolf (Seoul). Sag mal, die Fähe dahinten..., flüsterte ich. Kennst du sie etwa?, fragte ich und rollte kurz die Augen. Die ist ja mürrisch. Ich lächelte wieder und warf meinen Kopf nach hinten zu der Wölfin (Yalan). Alles gut! Musst mich nicht anknurren., lachte ich. Wieder wandte ich mich an den weißen Rüden (Seoul). Würdest du mir denn deinen Namen verraten?, lächelnd legte ich den Kopf schief.

Seoul schaute die Wölfin - Deli - verwundert an.
Zunächst hatte er sich nicht angesprochen gefühlt dann aber legte er seinen Kopf schief. Seine Rute sträubte sich leicht. Er wirkte nervös aber keinesfalls aggressiv. Er öffnete sein Maul sachte als wolle er etwas sagen doch entkam ihm kein Laut. Darauf grinste er etwas und betrachtete Deli aufmerksam. Es war nicht so als wolle er nicht "sprechen" ... Viel mehr wusste er nicht wie er die Worte in seinem Kopf formen sollte.

Der Fremde (Seoul) schaute mich nur grinsend an. Ich musste es ebenfalls mit einem noch breiterem Lächeln erwidern.
Als er nicht antwortete, war ich ein wenig verwirrt.
Kannst du mich verstehen?, fragte ich langsam, während ich ein wenig ernster wurde.
WIE-HEIßT-DU?, versuchte ich ihm mit Betonung und Gestik, die Frage klarer zu machen.
Mein Blick schweifte zurück zu der anderen Fremden (Yalan).
Hier sind aber komische Wölfe...

Lange hatte ich die beiden Fremden beobachtet.
Doch nur weil Delis Aufmerksamkeit nicht mehr mir gewidmet war, konnte ich mich keinesfalls beruhigen.
Noch immer war mein Fell gesträubt, die Muskeln angespannt, nur das Knurren hielt an.
Deli versuchte den Namen des Fremden zu erfahren, doch der Weiße Wolf (Seoul) antwortete nicht.

Ich ging einige Schritte zurück.
Meine Chance...
Schon drehte ich mich um und sprintete von den Beiden weg.
Verrückter Wolf!

Noch bevor der weiße Wolf (Seoul) mir eventuell antworten konnte, hörte ich schnelle Schritte, die hinter mir wegliefe.
Abrupt drehte ich mich um und legte kurz den Kopf schief.
Hey! Warte doch mal!
Blitzschnell sprang ich los, während das Laub auf dem Boden hochblätterte.
Mit wenigen Sprintsprüngen konnte ich sie (Yalan) mit Leichtigkeit einholen.
Sie war nicht gerade schnell.
Mit einem Sprung hielt ich vor der Fähe (Yalan) an und versperrte ihr den Weg.

Nun warte doch mal..., wiederholte ich.
Bleib doch hier!, ich lächelte fröhlich und wedelte wild mit der Rute.
Ich habe schon lange keine Artgenossen mehr getroffen!